Alltagstaugliche Tipps und Bücher, Bücher, Bücher

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Donnerstag, 31. Mai 2012

Heute zu Gast bei den Duocarns: Annira Falter ist Autorin des Fantasy-Romans „Astarian – Das Universum der Ancris"


Wir konnten Annira Falter für ein Interview gewinnen:


Annira Falter ist Autorin des Fantasy-Romans „Astarian – Das Universum der Ancris“, den sie 2012 im Flyfiction Fantasy Verlag veröffentlicht hat. Sie lebt in der Stadt des Glaselefanten und hat ihr Masterstudium der Soziologie mit 1,0 abgeschlossen. Seitdem arbeitet sie als Lektorin, Texterin und Schriftstellerin. „Astarian“ ist der erste Teil einer fantasiereichen, gefühlvollen und komplexen Romanreihe.


01.Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Schwierige Frage, denn einige Ideen für das Ancri-Universum hatte ich schon im Kindergartenalter, also bevor ich das Schreiben lernte : - ) Umgekehrt zähle ich vieles nicht zum „Schreiben“: meine Gedichte und Lieder als Grundschülerin, meine Theaterstücke als 12-jährige. So richtig zum Schreiben gekommen bin ich mit 17 Jahren. Ich sagte mir, ich brauche ein Hobby, das sinnvoller ist als Computerspiele (quasi mein damaliger „Job“ neben der Schule), ein Hobby, das genauso viel Spaß macht und genauso zeitfüllend ist. Also fing ich an – erst mit einer Art Fanfiction zu „Zelda“, meinem Lieblings-Nintendospiel. Nach einem Jahr hatte ich von Heldenkämpfen die Nase voll. Ich wollte was mit Gefühl und Beziehungen schreiben. Zugleich sehnte ich mich zurück nach meinen Spielfiguren aus dem Ancri-Universum, die ich zu dieser Zeit auf dem Flohmarkt verkauft hatte. Und so schließt sich der Zirkel, ich fing an, Ancri-Geschichten zu schreiben. Keine Kindergeschichten, sondern neue Geschichten mit Macht, Liebe, Erotik und Verrat.



02.Wann schreiben Sie?
Ich bin kein Nachtmensch, sondern ein Tagmensch, besonders fit bin ich morgens von 7 bis 11 Uhr. Da „Schriftstellerin“ aber noch nicht mein Hauptberuf ist und es nicht reicht, nur zu schreiben und zuzusehen, wie die Bücher sich verkaufen, gehört „Schreiben“ bei mir bisher in die Freizeit: Ich schreibe an Samstagen, Sonntagen, Ferientagen und in den frühen Abendstunden.



03. Was ist Ihnen besonders wichtig beim Schreiben?
„Fantasy“ bedeutet für mich „Fantasie“, entsprechend kreativ und originell sollen auch die Romane sein. Ich versuche viele Ideen zu entwickeln, die „so noch nie dagewesen sind“ und die Reaktionen meiner Leser zeigen mir, das mir das gelingt. Da wären zum Beispiel die Ancris mit ihren Hautkleidern, die Atompsychologen oder auch die Sonnenhäuser. Was mir allerdings ebenso wichtig ist: eine spannende, straff erzählte Handlung mit vielen unerwarteten Wendungen. Spannung geht klar vor ellenlangen Beschreibungsblöcken. Ich beschreibe nicht drei Seiten lang die Blütenpracht von irgendeinem Paradies, sondern die Weltideen werden immer mit der Handlung der Szene verwoben. Und auf noch was lege ich großen Wert: Die Fantasy-Romane sollen trotz aller Exotik verständlich sein. Ich versuche es den LeserInnen leicht zu machen. Neue Ideen sind nur dann schön, wenn sie auch schön präsentiert werden und die LeserInnen sie verstehen. Der Sprachstil und die Erzählweise sollen dem Leser keine Barrieren in den Weg legen. Das bedeutet eine bildliche Sprache, einen angenehmen Satzrhythmus und vor allem eine sehr saubere „Perspektivenführung“. Ach ja, und natürlich achte ich auf einwandfreie Rechtschreibung, wobei ein paar Vertipper leider menschlich sind.



04.Warum das Genre Fantasy und Erotik?
Ich webe Erotik in meine Fantasy-Romane ein, weil ich selbst dies als Leserin in anderen Romanen vermisste. Dank dem Vampirtrend ist das nun keine Seltenheit mehr (wenngleich ich hier häufig die „Fantasy“ vermisse). Aber denken Sie mal an die Fantasy von 2005 und davor zurück. Im Trend lag da die Mittelalter-Fantasy á la Tolkien und Erotik bzw. allgemein eine „erotische Welt“ war hier ziemlich tabu. Stattdessen las ich viel von Tradition und mittelalterlichen Werten. Ich erschuf nun das Gegenteil: eine sehr sinnliche Fantasy-Welt, in der ganz andere Werten gelten. Konzepte von Jungfrau und Ehe kennt man dort nicht und Kindern wird vorgelebt, dass Liebe nichts Verbotenes ist. Eine Welt, die freizügig ist, ohne dass sie in die Klasse von „Sodom und Gomorra“ fällt. Mein „Astarian“-Roman ist sicher kein typischer Vertreter der Erotik Fantasy, denn der Kernkonflikt der Handlung ist weniger ein Liebeskonflikt, sondern es geht um die sogenannte „Absolute Macht“, die die Tyrannin Gletzerin begehrt und deren Schlüssel die Sonnen-Ancris hüten. Vom Feeling her ist die Rahmenhandlung mehr starwarsmäßig. Dennoch ist der Roman von Erotik und Liebesthemen „durchdrungen“, dies gehört sogar zur Kultur der Sonnen-Ancris. Auch mein Interesse an Themen wie Geschlechterrollen, Gender, Homosexualität und Transsexualität hat zu meiner Wahl „Fantasy + Erotik“ beigetragen. In meinem Soziologie-Studium habe ich viel Literatur zu diesen und ähnlichen Themen verschlungen.



05.Mit welcher Stelle oder welchem Aspekt haben Sie besonders gekämpft?
Die Herausforderung bei meinen Fantasy-Romanen besteht vor allem darin, neue und fantasievolle Ideen verständlich und mit der richtigen Atmosphäre zu erzählen. Das habe ich durch meine frühere Erfahrung in Autorenforen gelernt. Es ist für meine Art von Fantasy wichtig, die richtigen Assoziationen zu wecken und den falschen Assoziationen vorzubeugen. Bei „gelbes Hautkleid“ hatte zum Beispiel mal jemand die Assoziation zu Hühnerhaut. Also verstärkte ich den „ästhetischen“ Tonfall durch „sanftgelbes“ oder „sonnengelbes“ Hautkleid. Auch leben die Ancris Erotik auf eine andere Weise aus. Sie haben nicht die klassischen Geschlechtsteile, sondern stattdessen unsichtbare Lustlinien auf ihren Hautkleidern sowie erregbare Stellen an Handrücken und Stirn. Hier Lustspiele zu beschreiben, die zugleich gefühlvoll, verständlich und logisch sind, war für mich auch eine Herausforderung. Kritik habe ich hierzu bisher nicht bekommen, aber ich selbst sah Verbesserungsbedarf und machte aus meinen einstigen Lieblingsstellen immer wieder Baustellen.



06.Gibt es eine Botschaft in Ihren Büchern?
In „Astarian“ gibt es ziemlich viele Botschaften, die man sehen oder auch nicht sehen kann. Zum Beispiel möchte ich mit meinem Fantasy-Roman zeigen, dass es manchmal keine „richtige“ oder „schöne“ Entscheidung gibt. Nur die Wahl zwischen zwei schlechten. Viele Botschaften betreffen das Thema „Macht“: „Kann es absolute Macht geben?“ und „Wie viele Opfer ist eine Sache wert?“ Im Roman handeln sowohl die Antagonisten als auch die Protagonisten manchmal nach der Devise „Die Ziele rechtfertigen die Mittel“, andrerseits haben beide auch ihre Konzepte von Rücksicht und Gewissen. Die Rollen von „Gut“ und „Böse“ sind zwar klar verteilt, allerdings hinterfragt der Roman öfter: „War das nun gut?“, „War das nun böse?“ Bereits das erste Kapitel beschäftigt sich mit dieser Thematik. Andere Botschaften kann man rund um das Thema Geschlecht und Sexualität entdecken, etwa: „Bisexualität ist etwas Normales“ oder „Viele Partner zu lieben, muss nicht immer zu Eifersucht und Konflikten führen“. In gewisser Weise ist „Astarian“ hier eine Utopie. Eine einzige und klare Botschaft gibt es im Roman aber nicht. Welche Botschaften in „Astarian“ drin sind, entscheiden letztlich die LeserInnen.



07.Haben Sie mit Kritik kämpfen müssen?
Das hat wohl jeder Autor, der in Textkritikforen unterwegs ist. Klassische Schreibfehler entdeckte man bei mir weniger oder es waren Einzelmeinungen. Mit der Zeit lernte ich auch, dass Kritiker verschiedene Geschmäcker haben und Meinungen widersprüchlich sind. Man kann es nicht jedem Recht machen. Sehr zu Herzen nahm ich mir in der Schreibphase Verständnisprobleme sowie Kritik zur Glaubwürdigkeit der Story. Wenn aber jemand mit Hautkleidern oder weiblichen Männern ein Problem hatte oder einfach keine kreativen Farb-Adjektive mochte, habe ich gelernt zu erkennen, dass diese Kritiker wohl nicht zur potenziellen Leserschaft gehören. Meine schwerste Kritik bleibt aber die allererste aus dem Jahr 2005. Die kam von einer Lektorin, die eine gewisse Bekanntheit in der Buchbranche hat. Diese Kritik war so hart, dass ich vor keinem Autorenforum Angst hatte, das warnt, hier gibt es harte Kritik. Glauben Sie mir, wer DAS „ertragen“ kann (die Kritik war übrigens komplett in Großdruckbuchstaben geschrieben), der erträgt auch alles andere danach. Der Großteil der Kritik bezog sich aber auf eine gewisse „Idee“ von mir, gefolgt von einem verwirrenden Exposé, während das „Schreibhandwerk“ im eigentlichen Text für recht solide befunden wurde.



08. Was ist das Besondere an deiner Fantasy Welt?
Man muss meinen Roman nur zu lesen anfangen oder auf der Website www.flyfiction-fantasy-verlag.de in der Weltenbeschreibung stöbern und findet schnell viele „Exotica“, angefangen bei den Ancris selbst und ihrem Sonnenplaneten. Das Besondere an meiner Fantasy Welt ist, dass ich sie frei „aus dem Kopf“ erfinde. Es kommt also kein einziges Fabelwesen aus einer anderen Legende vor wie Elfen, Drachen, Vampire etc. und auch keine Menschen treten auf. Fantasy-Bücher dieser Art sind wirklich sehr, sehr selten, fast schon möchte ich „nicht vorhanden“ hinschreiben. Ungewöhnlich ist auch, dass meine Fantasy Welt futuristisch und sehr liberal in Bezug auf die Themen Liebe und Sex ist. Eine Fantasy Welt mit so einem Wertesystem wie bei den Sonnen-Ancris scheint bisher einzigartig zu sein. Zumindest kenne ich nichts wirklich Vergleichbares.



09. Warum ist dein Buch eine Bereicherung für das Fantasy Genre?
Erstens erzählt es von einem neuen Volk, das es noch in keiner Legende gibt, und zweitens, stellt es eine Fantasy Welt mit neuen Konzepten von Liebe und Geschlecht vor. Hinzu kommen viele kleine Fantasie-Ideen. Meine Ancri-Reihe ist eine Bereicherung für das Genre, weil sie zeigt, dass „Fantasy“ weit mehr sein kann als Mittelalter und Urban Fantasy. „Fantasy“ bedeutet nicht nur, nach alten Fabelwesen zu recherchieren und dazu Reihen wie „Die Zwerge“ rauszubringen, sondern auch neue Wesen und Welten zu erfinden. Alles war einmal neu.



10. Welche Vision hattest du beim Schreiben deines Fantasy-Romans?
Ich wollte etwas Schreiben, dass „noch nie dagewesen ist“, etwas zu 100 % Neues. So was muss einfach zu einem Bestseller á la Harry Potter werden, dachte ich damals, das muss einfach jeder toll finden und die Verlage werden sich darum reißen. Jahre später lernte ich dann die wahren Regeln des Buchmarktes und der Leser: Was zu neu ist, passt erstens in kein Verlagsprogramm, zweitens versteht das die Mehrheit der Leser nicht und drittens wollen Verlage und Leser so was gar nicht haben. Hinzu kommt, dass einige Ideen schon in ähnlicher Weise dagewesen sind und ich selbst in einigen Science-Fiction-Büchern die schmerzhafte Erfahrung machte, was es bedeutet, wenn da zu viel Neues und Kompliziertes vorkommt. Also verlegte ich meinen Schwerpunkt von „neu um jeden Preis“ auf „neu, aber spannend, verständlich, zur Handlung passend und leserfreundlich“.



11. Was würdest du dir für die Zukunft der Fantasy wünschen?
Dass noch mehr Fantasy-Romane geschrieben werden, die wirklich neue Wesen und neue Welten vorstellen – also Fantasy Welten und Wesen, die frei erfunden werden und nicht „auf Recherche“ beruhen. Schön fände ich es ebenfalls, wenn die Science Fantasy wieder populärer wird und Erotik Fantasy auch außerhalb dem Vampir- und Nachtwesenbereich mehr Verbreitung findet. Ansonsten hätte ich noch eine Wunschliste an Fantasy Verlage, aber das gehört auf ein anderes Blatt.



12. Warum sollen Leser dein Buch unbedingt lesen?
Um die Erfahrung zu machen, was „Fantasy“ (also Fantasie) so alles umfassen. Der Fantasy-Roman kann auch helfen, von klassischen Fantasy-Vorstellungen loszukommen und eine „andere Fantasy“ zu entdecken. Das jedenfalls habe ich auch aus einer Rezension herausgelesen.



13.Welche Tipps hast du an neue Autoren?
Ich will hier keine Schreibtipps geben. Aus meiner Sicht sind für den Erfolg eines Autors andere Dinge viel wichtiger. Hier mal ein paar davon: 1. Baue dir lange vor der Buchveröffentlichung ein (sinnvolles) Netzwerk auf. 2. Vertrödele nicht zu viel Zeit mit Gequassel in Autorenforen. 3. Versuche öfter über „deine Autorenwelt“ hinauszublicken, besuche nicht nur deine „Stammseiten“. 4. Suche dir Internet-Ecken, in denen du (auch) Anerkennung statt (nur) Kritik für deine Werke findest. 5. Sei in erster Linie für die Leser interessant, nicht für andere Autoren. 6. Besser ein erstes selbstverlegtes Buch als die ewige Verlagssuche; du gewinnst so wertvolle Erfahrungen. 7. Google viel nach Marketingtipps und besorge dir Werke zum Thema Marketing. 8. Sei im Web präsent durch Website, Blog, Facebook, Twitter und Co. und mache die Kontaktaufnahme leicht statt schwer. 9. Mach dir viel Gedanken über deine Zielgruppe und wo du sie findest. 10. Betreibe das Buchmarketing im Idealfall als Vollzeitjob.



14.Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Haben Sie ein Lebensmotto?
„Lebe glücklich, nicht gesellschaftskonform.“




Vielen Dank, Annira

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