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Freitag, 19. April 2019

Mein erstes Insektenhotel entpuppt sich als Bienenhotel

Hallo ihr Lieben,
ich finde es wichtig, dass man, wenn man die Möglichkeit (Garten oder Terrasse) hat, dort den aussterbenden Bienen eine Möglichkeit gibt, sich zu vermehren.

Ich hatte vor Jahren Honigbienen. Die sind leider elendig eingegangen. Wachsmotten hatten sich radikal in deren Völker eingenistet und einen unglaublichen Schaden angerichtet. Honigbeinen machen viel Arbeit. Allein die Zargen mit den Waben zu kontrollieren, ist schwere Hebearbeit. (Auch wenn man in Styropor imkert.)  Dazu kam die Arbeit mit dem Begasen gegen die Varoamilben und das Füttern.

Ich mochte Bienen und Wespen etc eigentlich nie. Als ich die eigenen Völker hatte, konnte ich mich der Faszination dieser Tiere nicht länger entziehen. Sie sind ganz erstaunliche Wesen, und ich lernte sie lieben. Auch wenn sie mich manchmal heftig gestochen hatten.

Ich war traurig, als ich die letzte Königin töten musste.

So vergingen einige Jahre ohne eigene Bienen. Was ich immer bedauerte. Ich wollte Bienen, die nicht so viel Arbeit machen und versuchte es mit einem Insektenhotel.

Als ich vor den alten Holzkisten aus dem Nachlass meines ersten Mannes stand, hatte ich allerdings zunächst den Gedanken, ein Insektenhotel für alle möglichen Sorten von Insekten zu bauen. Also Käfer, Schaben, Bienen etc.

Aus diesem Grund, und aus Unerfahrenheit, hatte ich es zunächst nicht nur mit Bambusröhren bestückt, sondern auch mit Steinen, getrockneten Kräutern und Holzwolle. Außerdem bohrte ich Löcher in Holzstücke und Ziegelsteine. Ich hatte eigentlich keinen richtigen Plan. Es sah einfach nur schön aus, und das reichte erst einmal. Ich wollte abwarten, wer dort einziehen würde.

Ich habe den Kisten zunächst Dächer aus Dachpappe gegeben, aber die Zeit zeigte, dass es schöner ist, wenn die Dächer durchsichtig sind. Also setzte ich noch Plexiglasplatten darüber, die weiter vorstehen.

zunächst waren es zwei Kisten



Es dauerte nicht lange, da nahmen die ersten Mauerbienen die Bambusrohre in Beschlag, die ruckzuck mit Brut gefüllt waren. Dann erst machte ich mir richtig schlau, was Wildbienen anging. Es war klar, dass ich mit den gerollten, zerfetzten Schilfmatten einen Fehler gemacht hatte. Und auch die Holzstücke wurden nur zögernd angenommen.

Inzwischen weiß ich: Bienen sind wählerisch. Sie wollen gern saubere Niströhren mit glatten Innenleben und glatten Rändern. Weichholz, egal wie gut der Bohrer ist, zersplintet, und ist so eine Gefahr für die Flügel der Bienen. Wildbienen gehen nicht nur mit dem Kopf zuerst in den Röhren sondern auch rückwärts, um die Eier abzulegen. Sie füllen die Röhren abwechselnd mit Eiern, Pollen, dann bauen sie eine kleine Abtrennung und dann geht es wieder los mit den Eiern, bzw mit einem Ei pro Abteil.

Nicht sonderlich geeignet: Zerfasertes Weichholz


Es ist schwer, als Laie die Bienen auseinander zu halten. Ich habe noch nicht raus wieso manche die Steine und manche Holz oder Bambus bevorzugen.

Nach und nach fing ich an, die Kästen nach den Bedürfnissen der Bienen auszubauen.

Als ich im Frühjahr 2019 sah, dass neue Bienen geschlüpft waren und vor dem Insektenhotel eine wahre Begattungsorgie abging, funktionierte ich kurzerhand einen alten Kaninchenstall um. Ich schnitt ihn ab, damit der nicht mehr so tief ist. Für ein Insektenhotel reicht eine Tiefe von 20 cm.

Der Kaninchenstall war deshalb praktisch da er bereits 2 Türen mit schützendem Drahtgeflecht besaß. Dieses neue Hotel bestückte ich direkt mit Schilfröhren und Bambusstücken. Außerdem setzte ich ein gekauftes Insektenhotel hinein, das einen Holzbalken aus Hartholz hat, in den Löcher gebohrt sind. Dieser Balken wurde als erstes in Beschlag genommen. Die Röhren sind glatt, hart und die Öffnungen sind glatt. Das mögen Bienen.

Ich versuchte dann mehr gehobelte Hartholz-Balken zu bekommen. Aber die Baumärkte führen nur Weichholz. Das härteste Baumarkt-Holz ist Douglasie. Also kaufte ich einen Douglasie-Balken und bohre Löcher hinein. Sehr enttäuschend. Auch Douglasie splittert und man muss viel schleifen und die Bohrlöcher gut reinigen, um sie einigermaßen glatt zu kriegen.

Douglasie wird nur zögernd angenommen. Nicht glatt genug.


 Außerdem kaufte ich Brutröhren bei Ebay. 1000 Stück kosten um die 30 Euro. Sie kamen an und siehe da, es waren einfach nur 10 cm lange Schilfstücke. Das ärgerte mich ein bisschen, denn Schilfmatten hatte ich selbst.

Ich nahm also so eine Matte und fummelte sie auseinander. Dann schaute ich, wo die Knotenpunkte bei den Rohren sind und knipste sie mit der Rosenschere ab. Erstes Problem: Eine Rosenschere schneidet nicht sondern quetscht die Rohre. Man muss aufpassen, dass sie nicht kaputt gehen. Aber für den Schnitt unterhalb der Knoten ging es. (Bienen brauchen am Ende geschlossene Röhren.) Danach raffte ich die Halme vom Boden auf, bündelte sie mit Kabelbindern und schnitt sie mit der Flex und Trennscheibe in 10 cm lange Stücke. Als ich damit fertig war, hatte ich ca. 100 Stücke und es waren fast 3 Stunden vergangen. Nun war mir klar, wie der Preis der gekauften Röhren entsteht. Ich beschloss, dass sich die Arbeit für mich nicht rechnet.

Die gekauften Schilfröhren wurden von den Bienen begeistert angenommen. Ich bündelte sie mit Gummis und klebte sie mit Silikon in eine kleine Holzkiste. Die stellte ich in das neue Hotel.

Bienen lieben Schilf


Den Vogel hatte ich allerdings mit gekauften Brettchen aus MDF abgeschossen. Im ersten Jahr kam die Kiste aus den Brettchen etwas zu spät (Mauerbienen sind wirklich nur im Frühjahr aktiv. Nach der Brutablage sterben sie.) Deshalb wurde es 2018 nicht voll angenommen. 2019 ist das anders.

Die Platten sind mit einem Spanngurt fest zusammen gepresst


Ich bin eigentlich keine Freundin davon in das Brutgeschehen der Bienen einzugreifen. Ich habe allerdings festgestellt, dass teilweise Brut von 2018 nicht geschlüpft war. Die Brutplatten haben oben eine Platte mit einem Schlüpfraum. Dieses Jahr werde ich auf jeden Fall die Platten auseinander nehmen und kontrollieren. Manchmal nisten sich Maden und anderes Ungeziefer ein. Die zerstören die Brut. Und diesen Unrat muss man dann herausholen und die Röhren reinigen. Die Bienen machen es nicht. Ist eine Röhre verschlossen, tasten sie diese nicht mehr an. Ich werde deshalb die Kokons im Herbst herauslösen und oben in den Schlüpfraum legen.

Nun noch ein Foto, wie meine Bienenhotels momentan aussehen.

Hier geht die Post ab.

Durch die Erweiterung habe ich dieses Jahr doppelt so viel Brut wie 2018. Ich lasse das Häuschen mit dem roten Dach mit Brut füllen und verschenke es dann an einen anderen Gartenbesitzer, der keine Bienen hat.

Vielleicht werden einige fragen warum ich mir die ganze Arbeit mache. Ich bin der Meinung, dass man Missstände, die man wahrnimmt, beseitigen muss. (In jedem Bereich...) Und das erfordert manchmal Mühe, Einsatz von Geld und Arbeit. Aber es lohnt sich.

Ich habe in meinem Wintergarten einen Zitronenbaum und einen Orangenbaum. Ich hatte dessen Tür offen gelassen, damit die Bienen rein konnten. Seht mal was passiert ist. :)

Der Orangenbaum hängt voll mit winzigen Früchten


Die duftenden Zitronenblüten haben die Bienen angelockt

Noch ein letztes Wort zu den Solitärbienen. Viele haben ja Angst vor Bienen. Die Wildbienen haben einen völlig anderen Charakter als die Honigbienen. Sie sind absolut friedlich, denn sie haben nichts, was sie verteidigen müssen. Niemand macht ihnen ihre Niströhren streitig. Ich kann jederzeit vor dem Insektenhotel schlafen oder an ihm arbeiten. Das ist den Bienen völlig egal. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie überhaupt stechen können. Lasst euch also keinesfalls davon abhalten, diese Bienen zu fördern. Oder baut Hummelnester, hängt Schmetterlingskästen auf oder Nistkästen für Vögel.

Stirbt die Biene, stirbt auch der Mensch.

Ich wünsche euch ein schönes Osterfest.

Bis bald,
Pat


Nachtrag vom 6.6.19:
Die Bienen waren fleißig und haben alles, aber wirklich alles, samt meinem Radio, meinem Sonnenschirm, sämtliche Bohrlöcher in Balken etc wie die Verrückten mit Brut vollgestopft. Aber nun taucht ein Problem auf. Wespen knacken die Brutdeckel und fressen die Brut weg. Achtet im Sommer darauf. Verräterisch sind die Krümel von Lehm und Pollen vor den Brutröhren. Am Besten die gefüllten Röhren und MDF-Blöcke bis zum Frühjahr insektenfest wegschließen. Deshalb plant euer Bienenhotel im Baukastensystem. Röhren bündeln und mit einem Tupfer Silikon in Zigarrenkisten kleben z.B. So könnt ihr gefüllte Teile in Sicherheit bringen.



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