Annira Falter ist Autorin des Fantasy-Romans „Astarian – Das
Universum der Ancris“, den sie 2012 im Flyfiction Fantasy Verlag veröffentlicht
hat. Sie lebt in der Stadt des Glaselefanten und hat ihr Masterstudium der
Soziologie mit 1,0 abgeschlossen. Seitdem arbeitet sie als Lektorin, Texterin
und Schriftstellerin. „Astarian“ ist der erste Teil einer fantasiereichen,
gefühlvollen und komplexen Romanreihe.
Schwierige Frage, denn einige Ideen für das Ancri-Universum hatte ich schon im Kindergartenalter, also bevor ich das Schreiben lernte : - ) Umgekehrt zähle ich vieles nicht zum „Schreiben“: meine Gedichte und Lieder als Grundschülerin, meine Theaterstücke als 12-jährige. So richtig zum Schreiben gekommen bin ich mit 17 Jahren. Ich sagte mir, ich brauche ein Hobby, das sinnvoller ist als Computerspiele (quasi mein damaliger „Job“ neben der Schule), ein Hobby, das genauso viel Spaß macht und genauso zeitfüllend ist. Also fing ich an – erst mit einer Art Fanfiction zu „Zelda“, meinem Lieblings-Nintendospiel. Nach einem Jahr hatte ich von Heldenkämpfen die Nase voll. Ich wollte was mit Gefühl und Beziehungen schreiben. Zugleich sehnte ich mich zurück nach meinen Spielfiguren aus dem Ancri-Universum, die ich zu dieser Zeit auf dem Flohmarkt verkauft hatte. Und so schließt sich der Zirkel, ich fing an, Ancri-Geschichten zu schreiben. Keine Kindergeschichten, sondern neue Geschichten mit Macht, Liebe, Erotik und Verrat.
02.Wann schreiben Sie?
Ich bin kein Nachtmensch, sondern ein Tagmensch, besonders fit bin
ich morgens von 7 bis 11 Uhr. Da „Schriftstellerin“ aber noch nicht mein
Hauptberuf ist und es nicht reicht, nur zu schreiben und zuzusehen, wie die
Bücher sich verkaufen, gehört „Schreiben“ bei mir bisher in die Freizeit: Ich
schreibe an Samstagen, Sonntagen, Ferientagen und in den frühen Abendstunden.
03. Was ist Ihnen besonders wichtig beim Schreiben?
„Fantasy“ bedeutet für mich „Fantasie“, entsprechend kreativ und
originell sollen auch die Romane sein. Ich versuche viele Ideen zu entwickeln,
die „so noch nie dagewesen sind“ und die Reaktionen meiner Leser zeigen mir,
das mir das gelingt. Da wären zum Beispiel die Ancris mit ihren Hautkleidern,
die Atompsychologen oder auch die Sonnenhäuser. Was mir allerdings ebenso
wichtig ist: eine spannende, straff erzählte Handlung mit vielen unerwarteten
Wendungen. Spannung geht klar vor ellenlangen Beschreibungsblöcken. Ich
beschreibe nicht drei Seiten lang die Blütenpracht von irgendeinem Paradies,
sondern die Weltideen werden immer mit der Handlung der Szene verwoben. Und auf
noch was lege ich großen Wert: Die Fantasy-Romane sollen trotz aller Exotik
verständlich sein. Ich versuche es den LeserInnen leicht zu machen. Neue Ideen
sind nur dann schön, wenn sie auch schön präsentiert werden und die LeserInnen
sie verstehen. Der Sprachstil und die Erzählweise sollen dem Leser keine
Barrieren in den Weg legen. Das bedeutet eine bildliche Sprache, einen
angenehmen Satzrhythmus und vor allem eine sehr saubere „Perspektivenführung“.
Ach ja, und natürlich achte ich auf einwandfreie Rechtschreibung, wobei ein
paar Vertipper leider menschlich sind.
04.Warum das Genre Fantasy und Erotik?
Ich webe Erotik in meine Fantasy-Romane ein, weil ich selbst dies
als Leserin in anderen Romanen vermisste. Dank dem Vampirtrend ist das nun
keine Seltenheit mehr (wenngleich ich hier häufig die „Fantasy“ vermisse). Aber
denken Sie mal an die Fantasy von 2005 und davor zurück. Im Trend lag da die
Mittelalter-Fantasy á la Tolkien und Erotik bzw. allgemein eine „erotische
Welt“ war hier ziemlich tabu. Stattdessen las ich viel von Tradition und
mittelalterlichen Werten. Ich erschuf nun das Gegenteil: eine sehr sinnliche
Fantasy-Welt, in der ganz andere Werten gelten. Konzepte von Jungfrau und Ehe
kennt man dort nicht und Kindern wird vorgelebt, dass Liebe nichts Verbotenes
ist. Eine Welt, die freizügig ist, ohne dass sie in die Klasse von „Sodom und
Gomorra“ fällt. Mein „Astarian“-Roman ist sicher kein typischer Vertreter der
Erotik Fantasy, denn der Kernkonflikt der Handlung ist weniger ein
Liebeskonflikt, sondern es geht um die sogenannte „Absolute Macht“, die die
Tyrannin Gletzerin begehrt und deren Schlüssel die Sonnen-Ancris hüten. Vom
Feeling her ist die Rahmenhandlung mehr starwarsmäßig. Dennoch ist der Roman
von Erotik und Liebesthemen „durchdrungen“, dies gehört sogar zur Kultur der
Sonnen-Ancris. Auch mein Interesse an Themen wie Geschlechterrollen, Gender,
Homosexualität und Transsexualität hat zu meiner Wahl „Fantasy + Erotik“
beigetragen. In meinem Soziologie-Studium habe ich viel Literatur zu diesen und
ähnlichen Themen verschlungen.
05.Mit welcher Stelle oder welchem Aspekt haben Sie besonders gekämpft?
Die Herausforderung bei meinen Fantasy-Romanen besteht vor allem
darin, neue und fantasievolle Ideen verständlich und mit der richtigen
Atmosphäre zu erzählen. Das habe ich durch meine frühere Erfahrung in
Autorenforen gelernt. Es ist für meine Art von Fantasy wichtig, die richtigen
Assoziationen zu wecken und den falschen Assoziationen vorzubeugen. Bei „gelbes
Hautkleid“ hatte zum Beispiel mal jemand die Assoziation zu Hühnerhaut. Also
verstärkte ich den „ästhetischen“ Tonfall durch „sanftgelbes“ oder
„sonnengelbes“ Hautkleid. Auch leben die Ancris Erotik auf eine andere Weise
aus. Sie haben nicht die klassischen Geschlechtsteile, sondern stattdessen
unsichtbare Lustlinien auf ihren Hautkleidern sowie erregbare Stellen an
Handrücken und Stirn. Hier Lustspiele zu beschreiben, die zugleich gefühlvoll,
verständlich und logisch sind, war für mich auch eine Herausforderung. Kritik
habe ich hierzu bisher nicht bekommen, aber ich selbst sah Verbesserungsbedarf
und machte aus meinen einstigen Lieblingsstellen immer wieder Baustellen.
06.Gibt es eine Botschaft in Ihren Büchern?
In „Astarian“ gibt es ziemlich viele Botschaften, die man sehen
oder auch nicht sehen kann. Zum Beispiel möchte ich mit meinem Fantasy-Roman
zeigen, dass es manchmal keine „richtige“ oder „schöne“ Entscheidung gibt. Nur
die Wahl zwischen zwei schlechten. Viele Botschaften betreffen das Thema
„Macht“: „Kann es absolute Macht geben?“ und „Wie viele Opfer ist eine Sache
wert?“ Im Roman handeln sowohl die Antagonisten als auch die Protagonisten
manchmal nach der Devise „Die Ziele rechtfertigen die Mittel“, andrerseits
haben beide auch ihre Konzepte von Rücksicht und Gewissen. Die Rollen von „Gut“
und „Böse“ sind zwar klar verteilt, allerdings hinterfragt der Roman öfter:
„War das nun gut?“, „War das nun böse?“ Bereits das erste Kapitel beschäftigt
sich mit dieser Thematik. Andere Botschaften kann man rund um das Thema
Geschlecht und Sexualität entdecken, etwa: „Bisexualität ist etwas Normales“
oder „Viele Partner zu lieben, muss nicht immer zu Eifersucht und Konflikten
führen“. In gewisser Weise ist „Astarian“ hier eine Utopie. Eine einzige und
klare Botschaft gibt es im Roman aber nicht. Welche Botschaften in „Astarian“
drin sind, entscheiden letztlich die LeserInnen.
07.Haben Sie mit Kritik kämpfen müssen?
Das hat wohl jeder Autor, der in Textkritikforen unterwegs ist.
Klassische Schreibfehler entdeckte man bei mir weniger oder es waren
Einzelmeinungen. Mit der Zeit lernte ich auch, dass Kritiker verschiedene
Geschmäcker haben und Meinungen widersprüchlich sind. Man kann es nicht jedem
Recht machen. Sehr zu Herzen nahm ich mir in der Schreibphase
Verständnisprobleme sowie Kritik zur Glaubwürdigkeit der Story. Wenn aber
jemand mit Hautkleidern oder weiblichen Männern ein Problem hatte oder einfach
keine kreativen Farb-Adjektive mochte, habe ich gelernt zu erkennen, dass diese
Kritiker wohl nicht zur potenziellen Leserschaft gehören. Meine schwerste
Kritik bleibt aber die allererste aus dem Jahr 2005. Die kam von einer
Lektorin, die eine gewisse Bekanntheit in der Buchbranche hat. Diese Kritik war
so hart, dass ich vor keinem Autorenforum Angst hatte, das warnt, hier gibt es
harte Kritik. Glauben Sie mir, wer DAS „ertragen“ kann (die Kritik war übrigens
komplett in Großdruckbuchstaben geschrieben), der erträgt auch alles andere
danach. Der Großteil der Kritik bezog sich aber auf eine gewisse „Idee“ von
mir, gefolgt von einem verwirrenden Exposé, während das „Schreibhandwerk“ im
eigentlichen Text für recht solide befunden wurde.
08. Was ist das Besondere an
deiner Fantasy Welt?
Man muss meinen Roman nur zu
lesen anfangen oder auf der Website www.flyfiction-fantasy-verlag.de
in der Weltenbeschreibung stöbern und findet schnell viele „Exotica“,
angefangen bei den Ancris selbst und ihrem Sonnenplaneten. Das Besondere an
meiner Fantasy Welt ist, dass ich sie frei „aus dem Kopf“ erfinde. Es kommt
also kein einziges Fabelwesen aus einer anderen Legende vor wie Elfen, Drachen,
Vampire etc. und auch keine Menschen treten auf. Fantasy-Bücher dieser Art sind
wirklich sehr, sehr selten, fast schon möchte ich „nicht vorhanden“
hinschreiben. Ungewöhnlich ist auch, dass meine Fantasy Welt futuristisch und
sehr liberal in Bezug auf die Themen Liebe und Sex ist. Eine Fantasy Welt mit
so einem Wertesystem wie bei den Sonnen-Ancris scheint bisher einzigartig zu
sein. Zumindest kenne ich nichts wirklich Vergleichbares.
09. Warum ist dein Buch eine
Bereicherung für das Fantasy Genre?
Erstens erzählt es von einem
neuen Volk, das es noch in keiner Legende gibt, und zweitens, stellt es eine
Fantasy Welt mit neuen Konzepten von Liebe und Geschlecht vor. Hinzu kommen
viele kleine Fantasie-Ideen. Meine Ancri-Reihe ist eine Bereicherung für das
Genre, weil sie zeigt, dass „Fantasy“ weit mehr sein kann als Mittelalter und
Urban Fantasy. „Fantasy“ bedeutet nicht nur, nach alten Fabelwesen zu
recherchieren und dazu Reihen wie „Die Zwerge“ rauszubringen, sondern auch neue
Wesen und Welten zu erfinden. Alles war einmal neu.
10. Welche Vision hattest du beim
Schreiben deines Fantasy-Romans?
Ich wollte etwas Schreiben, dass
„noch nie dagewesen ist“, etwas zu 100 % Neues. So was muss einfach zu einem
Bestseller á la Harry Potter werden, dachte ich damals, das muss einfach jeder
toll finden und die Verlage werden sich darum reißen. Jahre später lernte ich
dann die wahren Regeln des Buchmarktes und der Leser: Was zu neu ist, passt
erstens in kein Verlagsprogramm, zweitens versteht das die Mehrheit der Leser
nicht und drittens wollen Verlage und Leser so was gar nicht haben. Hinzu
kommt, dass einige Ideen schon in ähnlicher Weise dagewesen sind und ich selbst
in einigen Science-Fiction-Büchern die schmerzhafte Erfahrung machte, was es
bedeutet, wenn da zu viel Neues und Kompliziertes vorkommt. Also verlegte ich
meinen Schwerpunkt von „neu um jeden Preis“ auf „neu, aber spannend,
verständlich, zur Handlung passend und leserfreundlich“.
11. Was würdest du dir für die
Zukunft der Fantasy wünschen?
Dass noch mehr Fantasy-Romane
geschrieben werden, die wirklich neue Wesen und neue Welten vorstellen – also
Fantasy Welten und Wesen, die frei erfunden werden und nicht „auf Recherche“
beruhen. Schön fände ich es ebenfalls, wenn die Science Fantasy wieder
populärer wird und Erotik Fantasy auch außerhalb dem Vampir- und
Nachtwesenbereich mehr Verbreitung findet. Ansonsten hätte ich noch eine
Wunschliste an Fantasy Verlage, aber das gehört auf ein anderes Blatt.
12. Warum sollen Leser dein Buch
unbedingt lesen?
Um die Erfahrung zu machen, was
„Fantasy“ (also Fantasie) so alles umfassen. Der Fantasy-Roman kann auch
helfen, von klassischen Fantasy-Vorstellungen loszukommen und eine „andere
Fantasy“ zu entdecken. Das jedenfalls habe ich auch aus einer Rezension
herausgelesen.
13.Welche Tipps hast du an neue
Autoren?
Ich will hier keine Schreibtipps
geben. Aus meiner Sicht sind für den Erfolg eines Autors andere Dinge viel
wichtiger. Hier mal ein paar davon: 1. Baue dir lange vor der
Buchveröffentlichung ein (sinnvolles) Netzwerk auf. 2. Vertrödele nicht zu viel
Zeit mit Gequassel in Autorenforen. 3. Versuche öfter über „deine Autorenwelt“
hinauszublicken, besuche nicht nur deine „Stammseiten“. 4. Suche dir
Internet-Ecken, in denen du (auch) Anerkennung statt (nur) Kritik für deine
Werke findest. 5. Sei in erster Linie für die Leser interessant, nicht für
andere Autoren. 6. Besser ein erstes selbstverlegtes Buch als die ewige
Verlagssuche; du gewinnst so wertvolle Erfahrungen. 7. Google viel nach
Marketingtipps und besorge dir Werke zum Thema Marketing. 8. Sei im Web präsent
durch Website, Blog, Facebook, Twitter und Co. und mache die Kontaktaufnahme
leicht statt schwer. 9. Mach dir viel Gedanken über deine Zielgruppe und wo du
sie findest. 10. Betreibe das Buchmarketing im Idealfall als Vollzeitjob.
14.Zum Schluss noch eine
persönliche Frage: Haben Sie ein Lebensmotto?
„Lebe glücklich, nicht
gesellschaftskonform.“Vielen Dank, Annira