Meine Schreibtipps für Autoren von Belletristik:
Was du vor dem Schreiben beherzigen solltest:
Wenn man wissen will, wie man z.B. Absätze und wörtliche Rede richtig anordnet, sollte man ein Buch eines namhaften Verlages aus dem Bücherregal holen und nachschauen. In diesen Büchern sieht man, dass es zum Beispiel notwendig ist einen Zeilensprung +
eine Einrückung zu machen wenn ein neuer Protagonist anfängt zu
sprechen oder sich die Handlung verändert. Auf diese einfache Art etwas über Buchgestaltung zu lernen, kommt man als Anfänger manchmal nicht. Auch mich musste damals mein Lektorats-Coach darauf aufmerksam machen....
Wer mehr über Buchsatz, Schriften usw wissen möchte, dem empfehle ich das Buch "Buchsatz für Autoren" von Pahlke.
Eine Menge zu lesen ist die beste Art etwas über das Schreiben zu lernen. Das setzt allerdings bewusstes Lesen voraus, bei dem man darauf achtet, welche Tricks die anderen Autoren anwenden und wie sie mit stilistischen Mitteln Stimmung und Spannung erzeugen.
Tipp Nr. 1 Show - dont tell.
Versetze dich in die Situation deines Helden. Was sieht er? Was fühlt er? Wie riecht es dort? Wie ist sein Gemütszustand? Gehe tief in eine Szene und schildere je nach Stil mehr oder weniger detailliert. Ganz wichtig: Lass dir dabei Zeit. Nutze selbst vermeintlich langweilige Handlungen, wie zum Beispiel eine Autofahrt, um deinen Helden Leben einzuhauchen und Informationen loszuwerden. Noch einmal: Lass dir Zeit. Springe nicht in der Handlung, damit keine Lücken entstehen. Wenn der Held beschließt in eine Bar zu gehen, steht er nicht zwei Sätze weiter davor. (Es sei denn er kann beamen...)
Tipp Nr 2: Immer nur eine Kamerasicht pro Kapitel
Gib deinem Helden eine Kamera in die Hand und "filme" die Szene nur aus seiner Sicht. Nicht zu einer anderen Person wechseln. Kapitel beenden. Danach kannst du die Person oder den Ort der Handlung ändern. NIEMALS einen unbekannten Erzähler in eine Szene stellen.
In Anfängerbüchern entdeckt man immer wieder Passagen wie "Er strich sich durch sein goldblondes Haar." Mache dir klar, wer in diesem Moment die Kamera hat. Genau, die hat er. Würde er von sich selbst so sprechen? Nein. Denn er weiß, welche Haarfarbe er hat. Hinter so einem Satz steht die Bemühung des Autors Informationen loszuwerden. Lass das sein. Dein Text wirkt so künstlich. Der Held wird sich höchstens eine störrische Haarsträhne aus dem Gesicht streichen, die ihn in dieser Situation wahnsinnig nervt. Tut er das, hast du ihm wieder ein Stückchen Leben gegeben, denn nun wissen die Leser: Held ist ungeduldig und hat seine Haare nicht in Griff.
Tipp Nr. 3: Kein Infodump
Auch wenn du noch so gerne deine Informationen loswerden willst. Lass es. Baue sie nach und nach in deine Szenen ein. Beliebt ist es jemanden in einen Spiegel schauen zu lassen, um sein Äußeres zu beschreiben. Das geht auch geschickter mit kleinen Gesten, Vergleichen mit den anderen Protagonisten oder innerhalb einer wörtlichen Rede:
Beispiel: "Du mit deinen roten Haaren! Es ist ja kein Wunder, dass du ein Temperamentsbündel bist! Weißt du eigentlich, dass du allen Leuten damit auf den Geist gehst? Jetzt funkel mich nicht so wütend an."
Schon hat man eine Vorstellung von der rothaarigen Heldin mit dem feurigen Blick.
TippNr. 4: Keine Wortwiederholungen
Tipp Nr. 5: Keine Adjektivitis
So schön diese beschreibenden Wörter auch sind. Anfänger überladen ihre Texte gern mit dem "schönen, blauäugigen, hochgewachsenen Jungen mit den rabenschwarzen Haaren, das im Licht der untergehenden Sonne glänzt." Weniger ist mehr. Also lieber treffende Adjektive als zu viele. Eine gute Synonymliste hilft. Es gibt übrigens keine lahmeren Wörter als "langsam" und "schön".
Mir hat geholfen: "Schreibstilratgeber für Autoren" von Susanne Strecker
Tipp Nr. 6 - Nicht zu viele Sätze mit "ich", "er", "sie" oder dem Namen des Helden beginnen. Immer versuchen, den Satz umzustellen. Beispiel: "Entsetzt starrte David ihn an." So kann man vermeiden, dass sich Szenen mit viel Handlung wie eine Auflistung von Taten lesen, was den Leser langweilt und außen vor lässt.
Nimm dieses "Entsetzt starrte David ihn an", trotzdem nur in Notfällen, wenn dir wirklich nichts anderes einfällt. Die elegantere Alternative wäre aber sicherlich, den Gegenpart sprechen zu lassen. "Meine Güte, nun glotz mich nicht so an!" oder "Ihm war völlig klar, dass ihm in diesem Moment die Gesichtszüge entgleisten. Er konnte den Blick nicht abwenden".
Man sollte so lange an den Sätzen feilen, bis sie sich wirklich gut und flüssig lesen. Laut lesen hilft. Dann erkennt man den Fluss. Verschachtelte Sätze sind ein No-Go.
Tipp Nr. 7 - Den Bezug nicht verlieren
Das ist nach wie vor eines meiner Schreib-Probleme: Da meine Protagonisten meist männlich sind, benutze ich entweder seinen Namen oder ein schlichtes "er". Das kann in einer Szene mit zwei oder mehreren Männern schwierig werden. Beispiel: "Solutosan schnaufte und blickte zu Patallia. War er sich wirklich sicher?" Wer ist mit dem "er" im zweiten Satz gemeint? Der Bezug ist verloren gegangen. Der Leser verliert den Faden.
Dagegen hilft nur entweder den Namen zu benutzen, oder die Person zu umschreiben. "Solutosan schnaufte und blickte zu seinem Freund. War Patallia sich wirklich sicher?"
Das ist ein Detail, auf das man auf jeden Fall achten sollte.
Tipp Nr. 8 - Mach mal Pause
Größtes Verbrechen: den Leser langweilen. Wenn man nichts zu erzählen hat, einfach mal die Klappe halten ;) Man kann nicht davon ausgehen, dass einen die Muse täglich gleichermaßen küsst.
Manchmal hilft es einen Text einfach 2 Wochen liegen zu lassen. Nimmt man ihn danach wieder in die Hand, sieht man die Ecken und Fehler.
Tipp Nr. 9 - Lektorat ist ein MUSS
Vor einer Veröffentlichung unbedingt lektorieren lassen. Man selbst ist bei den eigenen Büchern irgendwann betriebsblind. Es ist nicht möglich, die eigenen Bücher zu lektorieren. Das muss ein Außenstehender übernehmen. Kein Geld zu haben ist keine Ausrede für fehlendes Lektorat. Man will mit den Büchern Geld verdienen, also muss man in sie investieren. Daran führt kein Weg vorbei. Alternativ kann man sich einen Verlag suchen, der den Feinschliff übernimmt.
Bekommt man das Buch vom Lektor zurück, muss man korrigieren. Es ist normal, dass man seinen Lektor gelegentlich hasst, denn man hat phasenweise das Gefühl, dass dieser die Seele des Buches nicht verstanden hat. Hast du diese Wut, lege das Werk eine Weile weg und lies die Vorschläge später in ruhiger Gemütsverfassung. Du wirst sehen: Der Lektor hat in den meisten Fällen Recht.
Hast du dein Buch entsprechend verändert, gib es ins Korrektorat. Denn du wirst feststellen, dass du beim Verbessern gelegentlich verschlimmbessert hast. Da bleiben Wortfragmente stehen oder man baut neue Tippfehler ein. Korrektorate können auch gute Beta-Leser machen. Ich würde es nicht mehr den Lektor machen lassen, denn der ist nach dem Lektorat auch bereits betriebsblind. Frische Augen müssen her.
Gute Vorarbeit leistet das Schreibprogramm Papyrus Autor. Damit vorgearbeitet, spart man jede Menge Lektoratskosten. Alternativ das 10 Punkte Programm von Andreas Eschbach benutzen. Das kostet nichts und ist auf seiner HP zu finden.
Viel Erfolg!
LG Pat McCraw
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen