DUOCARNS Buchempfehlung:
Die Frau in Stöckeln – Ein (alb-)traumhaftes Reisebuch
Marie ist jung, erfolgreich und chic – für die Frau in
Stöckeln könnte alles so einfach sein, wenn da nicht ihr reiselustiger
Globetrotter-Freund wäre. Und so findet sie sich eines Tages völlig verzweifelt
an seinem Krankenbett im Oman wieder, während sie händeringend versucht, sein
Bein vor der Amputation zu retten.
Um nicht Amok zu laufen, beschließt sie, ein Reisebuch zu schreiben, in dem sie
ihre irrwitzigen gemeinsamen Erlebnisse Revue passieren lässt. Was als
Liebesabenteuer beginnt, gerät zum Kampf zwischen Mann und Frau, zwischen
Flipflop und Stöckelschuh, zwischen Rucksack und Handtasche ... Tapfer versucht
sie unterdessen, ihren durchgeknallten Freund Philipp als Ganzes nach Hause zu
bringen. Doch gerade, als der Kampf gegen Entzündungen, Thrombosen und Ärzte
gewonnen zu sein scheint, passiert das Unfassbare.
Leseprobe:
Einigermaßen erholt, verbrachten wir den nächsten und für
mich letzten Tag am Strand. Ich schnorchelte, Philipp tauchte. Weitab vom
Tourismus und den Kakerlaken genossen wir die letzten gemeinsamen Stunden in
der Sonne und am Meer. Ich zog für mich schon ein positives Resümee. Wenn ich
diesen Urlaub überstanden hatte, dann konnte ich auch weitere überleben. So
schlimm war es gar nicht, per Rucksack durchs Land zu ziehen. Ich hatte viel
gesehen, so viel mehr erfahren als je zuvor in meinem Leben. Ich war hier mit
Philipp und war trotz aller Widrigkeiten glücklich. Er auch? Ich empfand unsere
Unterschiedlichkeit plötzlich als so bereichernd, dass ich mir ein Leben ohne
ihn nicht mehr vorstellen konnte. Ich lag in seinen Armen, während die Sonne
unterging und dachte an die neue Handtasche, die ich in einem Modemagazin
gesehen hatte. Ich nahm mir vor, sie mir trotz des hohen Preises sofort nach
meiner Rückkehr als Belohnung zu gönnen. In meiner letzten Nacht auf der
Terrasse lag ich lange wach. Neben mir schnarchten zwei echte Kerle: Philipp
und ein Hund mit drei Beinen.
Nachdem ich morgens versucht hatte, alle noch lebenden
Kakerlaken aus meinem Rucksack zu schlagen, packte ich meine Sachen und mein
Blick fiel auf etwas, das ich in den letzten drei Wochen vermisst hatte: meine
Prada-Handtasche! Hatte ich sie doch mitgenommen? Sie musste in meinem
Fünfhundert-Liter-Rucksack ganz nach unten gerutscht sein, um Philipps
kontrollierenden Händen zu entwischen und mit uns die große weite Reise über
den Teich zu machen. Welch eine Treue!
„Juhu, komm her, du geiles Stück. Oh Gott, was habe ich dich
vermisst!“, jauchzte ich und presste die Tasche fest an mich. Ich wollte sie
jetzt und hier. „Egal, ich kann dich auch mit einem Rucksack auf dem Rücken
tragen!“ Ich zog die schlammigen Wandersandalen an, schwang den Rucksack auf
den Rücken und legte die Handtasche an.
„Ohh, wie schön … boah, iiihhh, oh Gott! Was ist …?“, schrie
ich auf, denn plötzlich sprang mir eine circa fünf Zentimeter dicke Kakerlake
aus meiner Prada-Tasche entgegen, „Weg, weg!“
Irgendwie hing das Vieh überall an mir. Ich sprang, ich
schrie, ich trat. Philipp reagierte superschnell. Er nahm meine Tasche und
schlug ohne mit der Wimper zu zucken auf die Kakerlake ein. Nach drei Schlägen
machte es „knack". Sie waren beide tot, eine fünf Zentimeter große
kubanische Kakerlake und eine 650 Euro teure italienische Tasche.
Noch leicht verstört und nicht verstehend, warum Philipp
meine Tasche geopfert hatte, lief ich hinter ihm her zum Bus. Es war für uns
zwei die letzte Busfahrt auf Kuba, vom Campingplatz zum Flughafen. Was sich
kaum noch zu erwähnen lohnt, ist die Tatsache, dass der Bus natürlich nicht bis
zum Flughafen fuhr, sondern drei Kilometer davon entfernt anhielt. Diese
„Ausfälle“ kannte ich so langsam schon und war nicht überrascht, als wir uns zu
Fuß aufmachten, um zum Terminal zu gelangen. Zu unserem Glück erbarmte sich ein
vorbeifahrender Kubaner und nahm uns den letzten Kilometer in seinem 50 Grad
heißen Auto mit. Vor Schweiß triefend, was nicht unüblich bei einem Spaziergang
mit Rucksack und 40 Grad Hitze oder einer Autofahrt bei 50 Grad ist, kamen wir
dann am Flughafen an. Langsam hatte ich doch, gelinde gesagt, die Schnauze
etwas voll, mein Rücken war nicht mehr spürbar, ich stank, meine Füße sahen
unbeschreiblich aus und meine Lieblingstasche war Hack. Mit Tränen in den Augen
stand ich vor dem Check-in-Schalter. ‚Noch so ein Urlaub und ich mach
Schluss!', dachte ich trotzig. Philipp schwieg. Er spürte wohl die Spannung in
mir.
„Liebling“, sagte er dann und zog mich ganz fest an sich, „der
nächste Urlaub wird besser, das verspreche ich dir!“
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