»Unglaublich!«, keuchte David. Terv wollte die Linsen wieder einsetzen,
aber David hielt ihn davon ab. »Bitte lass sie für heute Abend draußen – für
mich«, bat er leise. Er warf alles in eine Waagschale. »Ich würde gern noch
mehr von dir sehen.«
Terv sah ihn mit nachdenklichem Gesicht an, betrachtete ihn forschend.
Eine Prüfung, die Davids Herz bis zum Hals klopfen ließ. Was dachte er nur von
ihm? Würde er nun einfach aufstehen und gehen? Das war eine eindeutige Anmache
gewesen. War er zu weit gegangen?
Endlich antwortete Tervenarius sanft: »Ich zeige dir gerne mehr, David,
aber ich will nicht angefasst werden.«
Was für ein Abenteuer! Er würde sich ausziehen? Für ihn?
»Das ist okay«, flüsterte David.
Terv blieb auf dem Boden sitzen. In aller Ruhe knöpfte er sein Hemd
auf, zog es von den Schultern. Sein Oberkörper war milchweiß und strahlte von
innen wie eine Marmorstatue.
David war unfähig sich zu rühren. Nun war es ihm auch gleichgültig,
dass er Terv unverhohlen anstarrte.
Tervenarius erhob sich und zog gemächlich seine Schuhe, Strümpfe und
Jeans aus. Er trug keinen Slip.
Er hatte sich wirklich entkleidet. Als wäre es nichts. David konnte die
Augen nicht von ihm abwenden, fühlte, wie es ihm heiß und kalt den Rücken
hinablief und er anfing zu schwitzen. Tervenarius stand mitten in seinem
Wohnzimmer, nackt, als ob es selbstverständlich wäre, und blickte mit
unbewegtem Gesicht auf ihn hinab.
So etwas war ihm noch nie passiert. Er durfte schauen, aber nicht
berühren. David lehnte sich an das Aquarium und versuchte seine Stirn an dem
Glas zu kühlen.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Terv besorgt.
»Ja«, flüsterte David und richtete seinen Blick wieder auf ihn.
Terv hatte sich bereits umgedreht und war zum Becken des Steinfischs
gegangen – präsentierte David so seine Kehrseite. Sein Körper war perfekt.
Gebannt sah David auf die beiden Grübchen auf seinem sanft gerundeten Po.
»Erzählst du mir auch noch eine Geschichte vom Steinfisch?«, fragte
Tervenarius lächelnd und blickte über die Schulter.
»Entschuldige, das möchte ich lieber machen, wenn wir uns das nächste
Mal sehen«, krächzte David. Er würde es in dieser Situation unmöglich schaffen,
sich auf einen Vortrag über Aquaristik zu konzentrieren. Außerdem war sein Hals
entsetzlich trocken.
Tervenarius kam wieder zurück und kniete sich vor ihn auf den Boden. Er
sah ihm forschend ins Gesicht.
»Weißt du eigentlich, wie schön du bist?«, stieß David hervor.
»Du findest mich schön?« Dieser Gedanke schien Terv fremd zu sein.
Wie konnte es sein, dass ein Mann wie dieser zum einen nicht wusste,
wie gut er aussah, und es zum anderen nicht ausnutzte?
Plötzlich begriff er offensichtlich, dass David ihm ein Kompliment
gemacht hatte, denn er lächelte. Instinktiv streckte David, entgegen ihrer
Abmachung, die Arme nach ihm aus. Terv wich zurück.
David ließ die Hände sinken. Er sah wie gelähmt zu, wie Tervenarius
sein Hemd und die Jeans wieder anzog. Zuletzt Strümpfe und Schuhe. Ja, er hatte
sich auf seine Bitte hin ausgezogen. Einfach so. Mehr nicht.
Seine Miene musste Bände gesprochen haben, denn Tervenarius kniete sich
vor David hin und nahm sein schweißnasses Gesicht in die Hände. Dann küsste er
ihn sanft. Davids Herz setzte einen Schlag lang aus. Seine Lippen waren weich
und warm. Sein Duft von Marzipan und Veilchen hüllte David sekundenlang ein.
Tervenarius erhob sich und ging, das Sakko über die Schulter gehängt.
»Wir sehen uns morgen um elf Uhr zur Unterzeichnung im Rosewood«, sagte er.
David saß da wie hypnotisiert und war nicht fähig, ihm zu antworten.
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