Alltagstaugliche Tipps und Bücher, Bücher, Bücher

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Montag, 22. Dezember 2014

Mein erstes Buch! Aber wie? Tipps für Schreib-Anfänger!

Ich schreibe mein erstes Buch! Tipps für Schreib-Anfänger von Pat McCraw




Oftmals werde ich von neuen Autoren gefragt, welchen Weg sie wählen sollen, um ihre Geschichte zu Papier zu bringen und diese zu veröffentlichen. Viele fühlen, dass es nicht reicht, die Idee für eine Story im Kopf zu haben und diese irgendwie niederzuschreiben. Deshalb surfen sie durchs Netz in der Hoffnung auf hilfreiche Ratschläge.

Um es direkt vorneweg zu sagen: Es gibt keinen allgemeingültigen Weg zum Erfolg. Die Erfahrung zeigt, dass ein gutes, trendiges Buch zur rechten Zeit am rechten Ort sein muss, um ein Bestseller zu werden. Niemand kennt diesen Zeitpunkt.

 Um dieses gute Buch zu produzieren, müssen wir lernen den eigenen Gedanken die richtige Fassung zu geben, indem wir zunächst das Schreibhandwerk erlernen.
Optimisten, die glauben, dass das eine Sache von ein paar Tagen ist, muss ich enttäuschen. Beginnt man das »Abenteuer Schriftstellerei«, muss man damit rechnen in einen nie mehr enden wollenden Lernprozess einzutauchen, der unentwegten Fleiß erfordert. Als Autor in der heutigen Zeit braucht man Wissen über die Formgebung des Buches wie Spannungsaufbau, Grammatik, Perspektiven bis hin zu Kenntnissen in Social Media. Das schließt Marketing, Werbung, Umgang mit dem Finanzamt, lernen von speziellen Computerprogrammen uvm. mit ein.

Viele kommende Autoren haben den Wunsch sich nur um das Schreiben kümmern zu müssen und suchen deshalb einen Verlag, der ihnen die Vermarktung komplett abnimmt. Nach meiner Erfahrung lohnt es sich nur bei einem Verlag zu unterschreiben, der folgende Konditionen in Aussicht stellt:
Er veröffentlicht Taschenbuch und E-Book.
Er zahlt dem Autor einen Vorschuss.
Er druckt eine Auflage des Buches.
Er übernimmt ein professionelles Lektorat und Covergestaltung.

Nur ein Unternehmen, das diese Konditionen bietet, ist meiner Meinung nach für den Autor erstrebenswert. Dieser Verlag wird auch für das Marketing und die Werbung sorgen. Solche Kapazitäten haben normalerweise nur Großverlage. Und diese für sich gewinnen, ist so selten wie ein Sechser im Lotto.

Kleinverlage, die das nicht leisten können, lohnen sich in der Regel nicht. Da ist der Autor mit Self-Publishing besser dran, auch wenn er die Investitionskosten für Lektorat und Cover dann selbst tragen muss.

Ganz wichtig: Verlage, in denen der Autor in Vorkasse gehen muss, sind INDISKUTABEL und als sogenannte DKZV (Druckkostenzuschussverlage) abzulehnen.

Ich selbst habe mich vor ein paar Jahren für das Self-Publishing entschieden. Glücklicherweise kam ich mit meinen ersten Werken in eine Zeit, in der Amazons KDP sowie Amazons Create Space seine Pforten für jedermann geöffnet haben.

Ich hatte eine Geschichte im Kopf, die ich niederschrieb. Bei diesem Buch schrieb ich enthusiastisch los, ohne eine Ahnung vom Handwerk zu haben. Als ich das Resultat in Händen hielt, dämmerte mir, dass das Geschriebene eher einem langen Schulaufsatz ähnelte, als einem reifen, belletristischen Werk. Also forschte ich nach Möglichkeiten, meinen Text zu verbessern.

Ich versuchte es zunächst mit Literatur. Die Auswahl der Schreib-Ratgeber ist riesig und verwirrend. Allerdings war ich kaum fähig, das, was ich dort las, auf die eigenen Worte anzuwenden. Also musste ein Lektor her, bzw. ein Lektorats-Coach, der mir alles erklärte.
Ich habe eine Menge Geld für diesen Schreib-Profi ausgegeben und muss im Nachhinein sagen, dass ich die Ratschläge und Tipps letztendlich auch ohne ihn herausgefunden hätte. Allerdings hätte mich das wesentlich mehr Zeit gekostet. Und Zeit hatte ich damals nicht. Zumindest meinte ich das.

Woher die Eile bei vielen Anfängern kommt, ist schwer zu sagen. Vielleicht hat sich ein riesiger Berg Geschichten angestaut, die einfach heraus müssen, egal wie. Man hat nicht die Ruhe, die Sätze einzeln zu feilen, sondern man schreibt in einer Art Fieber, als würde die Welt morgen untergehen. Den Hinweis, dass Bücher erst reifen müssen wie alter Wein, schlägt man in den Wind. Man will unbedingt wissen, was andere zu den eigenen Geschichten sagen, wird hektisch, macht Fehler und ist versucht, völlig unreife Werke auf den Markt zu werfen. Sehr schnell hat man sich seinen Autorennamen auf diese Art ramponiert, denn die Leser strafen einen unerbittlich für unausgegorenen Kram ab.

Die so verfassten Stories sind löchrig, denn man hastet durch die Handlung. Man möchte möglichst schnell viel loswerden und übersieht dabei, wie wichtig es ist auch scheinbar unwichtige Szenen in Ruhe auszuarbeiten und dazu zu benutzen, den Protagonisten noch mehr Leben einzuhauchen.
Man versteht anfangs nicht, dass die Dinge, die im eigenen Kopf sind, erst für den Leser nachvollziehbar sind, wenn man sie ausführlich und professionell zu Papier gebracht hat.

Um diese Professionalität zu erreichen, braucht man Hilfe. Und diese Hilfe ist in den wenigsten Fällen kostenlos. Man sollte bei diesen Ausgaben immer bedenken, dass Bücher verkaufen ein Geschäft ist. Und dass ein gutes Unternehmen erst einmal investieren muss. Kann man das nicht, sollte man die Veröffentlichung aufschieben und sparen, bis man sich einen Profi an die Seite holen kann.
Erst dann beginnt der wirklich elementare Lernprozess, denn der gute Lektor sieht sofort die Schwächen seines Schützlings. Er erarbeitet mit dem Autor das Buch. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich bei dieser Zusammenarbeit am meisten gelernt habe. Und von Buch zu Buch wurde ich besser, meine Fehler weniger, die Kosten für den Lektor geringer.

Nun wirst du vielleicht fragen, wie man einen passenden Lektor findet, mit dem man harmoniert, und der zudem erschwinglich ist. Ich persönlich schwöre hier auf Mundpropaganda. Gefällt mir das Buch eines Self-Publishers ausgesprochen gut, schaue ich mir den Lektor an. Dieser bekommt dann mein Manuskript und macht ein Probe-Lektorat. An ihm kann ich recht deutlich erkennen, ob ich gerne mit ihm/ihr arbeiten würde. Ein bisschen Bauchgefühl spielt bei der Wahl des Lektors ebenfalls eine Rolle.
Ich für meinen Teil bevorzuge weibliche Lektoren, einfach deshalb, weil ich für Frauen schreibe.

Wie du siehst, liegt mir Lektorat besonders am Herzen. Warum? Der Markt wird momentan überschwemmt mit zusammengeschusterten Büchern von Self-Publishern, die so schlecht sind, dass viele Leser sich weigern überhaupt noch das Buch eines SPlers in die Hand zu nehmen. Das schadet der ganzen Self-Publisher Branche. Man sollte, auch wenn ein paar vermeintlich leicht verdiente Euros winken, penibel und perfektionistisch sein und die eigenen Bücher bestmöglich gestalten. Buchsatz und Grammatik müssen stimmen, das Cover sollte von einem Profi ansprechend gestaltet sein, denn es vermittelt den ersten Eindruck. Ein selbst fotografiertes Foto mit einem Titel reicht in den wenigsten Fällen und wirkt kaum Verkaufs fördernd.

Denke daran, dass der Leser zu Gast in deinem Buch ist, und bemühe dich, ihm seinen Aufenthalt mit einer angenehmen Darstellung, sanft getöntem Papier und unterhaltsamen Geschichten so komfortabel wie möglich zu machen. Ein so behandelter Gast kommt gerne wieder. Sei ein guter Gastgeber!

Was du jetzt von mir gehört hast, lässt dich vielleicht abwinken und deine Absicht ein Buch zu schreiben neu überdenken.
Nein, Bücher schreiben ist kein Zuckerschlecken. Es kostet Zeit und Geld, verursacht eine steife Wirbelsäule, aber es macht verdammt viel Spaß. Und wenn man dann ein so hart erarbeitetes Buch in Händen hält und die begeisterten Kommentare der Leser liest, ist das der Lohn für die ganze Müh und Plag, völlig unabhängig davon ob das Buch ein Bestseller geworden ist oder nicht.
Denn daran kann man ja weiter arbeiten. Stimmt’s? :)

Eure Pat McCraw



Bücher, die mir geholfen haben:
Manfred Plinke: Miniverlag Verlagsgründung, Selbstverlag, Kleinverlag, Verlagsmarketing

Heinz W. Pahlke: Buchsatz für Autoren

Susanne Strecker: Schreibstil-Ratgeber für Autoren




2 Kommentare:

einge-BUCH-tet hat gesagt…

Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich gehe noch meilenweit hinter dir. Habe bis dato zwar ein paar Kurzgeschichten bei traditionellen Verlagen unterbringen können, arbeite aber erst jetzt an meinem ersten Roman. Ich bin mir noch nicht 100% sicher, ob ich die SP Schiene fahren möchte, oder es erst einmal bei einem (nicht DKZV) versuchen möchte. Aber zurück zum Thema. Vieles was du erzählst trifft auf Resonanz bei mir. Auch ich erwische mich dabei, durch die Story laufen zu wollen als gäbe es kein morgen. Bis jetzt habe ich mich aber noch im Griff. Ich werde auf jeden Fall ein Lektorat in Anspruch nehmen. Ich bin der Meinung, dass kein Autor diese Aufgabe selbst übernehmen kann. So funktioniert unser Gehirn einfach nicht. Auch würde ich (für mich persönlich) ausschließen, mein Buch nur Betalesern zu geben. Der deutschen Sprache sind mit Ausnahme von Germanisten und Sprachwissenschaftlern nur die wenigsten Menschen zu 100% mächtig (und selbst Lektoren/Korrektoren hauen ab und zu mal daneben). Das ist okay so und bedeutet nicht, dass Ottonormalverbraucher blöd ist, sondern nur, dass sie keine Experten sind. Zum Thema Marketing.... oh ja, das macht mir große Sorgen. Ich bin leider kein Marketing Typ, das wird eine riesige Herausforderung für mich. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und hoffe wir können noch mehr solch hilfreiche Beiträge von dir lesen.

Mona Silver hat gesagt…

Ganz toll geschrieben! Super!