Ich schreibe mein erstes Buch! Tipps für
Schreib-Anfänger von Pat McCraw
Oftmals werde ich von neuen Autoren gefragt,
welchen Weg sie wählen sollen, um ihre Geschichte zu Papier zu bringen und
diese zu veröffentlichen. Viele fühlen, dass es nicht reicht, die Idee für eine
Story im Kopf zu haben und diese irgendwie niederzuschreiben. Deshalb surfen
sie durchs Netz in der Hoffnung auf hilfreiche Ratschläge.
Um es direkt vorneweg zu sagen: Es gibt keinen
allgemeingültigen Weg zum Erfolg. Die Erfahrung zeigt, dass ein gutes,
trendiges Buch zur rechten Zeit am rechten Ort sein muss, um ein Bestseller zu
werden. Niemand kennt diesen Zeitpunkt.
Um dieses gute Buch zu
produzieren, müssen wir lernen den eigenen Gedanken die richtige Fassung zu
geben, indem wir zunächst das Schreibhandwerk erlernen.
Optimisten, die glauben, dass das eine Sache von ein paar
Tagen ist, muss ich enttäuschen. Beginnt man das »Abenteuer Schriftstellerei«,
muss man damit rechnen in einen nie mehr enden wollenden Lernprozess einzutauchen,
der unentwegten Fleiß erfordert. Als Autor in der heutigen Zeit braucht man
Wissen über die Formgebung des Buches wie Spannungsaufbau, Grammatik,
Perspektiven bis hin zu Kenntnissen in Social Media. Das schließt Marketing,
Werbung, Umgang mit dem Finanzamt, lernen von speziellen Computerprogrammen
uvm. mit ein.
Viele kommende Autoren haben den Wunsch sich nur um das
Schreiben kümmern zu müssen und suchen deshalb einen Verlag, der ihnen die
Vermarktung komplett abnimmt. Nach meiner Erfahrung lohnt es sich nur bei einem
Verlag zu unterschreiben, der folgende Konditionen in Aussicht stellt:
Er veröffentlicht Taschenbuch und E-Book.
Er zahlt dem Autor einen Vorschuss.
Er druckt eine Auflage des Buches.
Er übernimmt ein professionelles Lektorat und Covergestaltung.
Nur ein Unternehmen, das diese Konditionen bietet, ist meiner
Meinung nach für den Autor erstrebenswert. Dieser Verlag wird auch für das
Marketing und die Werbung sorgen. Solche Kapazitäten haben normalerweise nur
Großverlage. Und diese für sich gewinnen, ist so selten wie ein Sechser im
Lotto.
Kleinverlage, die das nicht leisten können, lohnen sich in
der Regel nicht. Da ist der Autor mit Self-Publishing besser dran, auch wenn er
die Investitionskosten für Lektorat und Cover dann selbst tragen muss.
Ganz wichtig: Verlage, in denen der Autor in Vorkasse gehen
muss, sind INDISKUTABEL und als sogenannte DKZV (Druckkostenzuschussverlage)
abzulehnen.
Ich selbst habe mich vor ein paar Jahren für das
Self-Publishing entschieden. Glücklicherweise kam ich mit meinen ersten Werken
in eine Zeit, in der Amazons KDP sowie Amazons Create Space seine Pforten für
jedermann geöffnet haben.
Ich hatte eine Geschichte im Kopf, die ich niederschrieb. Bei
diesem Buch schrieb ich enthusiastisch los, ohne eine Ahnung vom Handwerk zu
haben. Als ich das Resultat in Händen hielt, dämmerte mir, dass das
Geschriebene eher einem langen Schulaufsatz ähnelte, als einem reifen, belletristischen Werk. Also forschte ich nach
Möglichkeiten, meinen Text zu verbessern.
Ich versuchte es zunächst mit Literatur. Die Auswahl der
Schreib-Ratgeber ist riesig und verwirrend. Allerdings war ich kaum fähig, das,
was ich dort las, auf die eigenen Worte anzuwenden. Also musste ein Lektor her,
bzw. ein Lektorats-Coach, der mir alles erklärte.
Ich habe eine Menge Geld für diesen Schreib-Profi ausgegeben
und muss im Nachhinein sagen, dass ich die Ratschläge und Tipps letztendlich
auch ohne ihn herausgefunden hätte. Allerdings hätte mich das wesentlich mehr
Zeit gekostet. Und Zeit hatte ich damals nicht. Zumindest meinte ich das.
Woher die Eile bei vielen Anfängern kommt, ist schwer zu
sagen. Vielleicht hat sich ein riesiger Berg Geschichten angestaut, die einfach
heraus müssen, egal wie. Man hat nicht die Ruhe, die Sätze einzeln zu feilen,
sondern man schreibt in einer Art Fieber, als würde die Welt morgen untergehen.
Den Hinweis, dass Bücher erst reifen müssen wie alter Wein, schlägt man in den
Wind. Man will unbedingt wissen, was andere zu den eigenen Geschichten sagen,
wird hektisch, macht Fehler und ist versucht, völlig unreife Werke auf den
Markt zu werfen. Sehr schnell hat man sich seinen Autorennamen auf diese Art
ramponiert, denn die Leser strafen einen unerbittlich für unausgegorenen Kram ab.
Die so verfassten Stories sind löchrig, denn man hastet durch
die Handlung. Man möchte möglichst schnell viel loswerden und übersieht dabei,
wie wichtig es ist auch scheinbar unwichtige Szenen in Ruhe auszuarbeiten und
dazu zu benutzen, den Protagonisten noch mehr Leben einzuhauchen.
Man versteht anfangs nicht, dass die Dinge, die im eigenen
Kopf sind, erst für den Leser nachvollziehbar sind, wenn man sie ausführlich
und professionell zu Papier gebracht hat.
Um diese Professionalität zu erreichen, braucht man Hilfe.
Und diese Hilfe ist in den wenigsten Fällen kostenlos. Man sollte bei diesen
Ausgaben immer bedenken, dass Bücher verkaufen ein Geschäft ist. Und dass ein
gutes Unternehmen erst einmal investieren muss. Kann man das nicht, sollte man
die Veröffentlichung aufschieben und sparen, bis man sich einen Profi an die
Seite holen kann.
Erst dann beginnt der wirklich elementare Lernprozess, denn
der gute Lektor sieht sofort die Schwächen seines Schützlings. Er erarbeitet
mit dem Autor das Buch. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich bei dieser
Zusammenarbeit am meisten gelernt habe. Und von Buch zu Buch wurde ich besser,
meine Fehler weniger, die Kosten für den Lektor geringer.
Nun wirst du vielleicht fragen, wie man einen passenden
Lektor findet, mit dem man harmoniert, und der zudem erschwinglich ist. Ich persönlich schwöre hier auf Mundpropaganda.
Gefällt mir das Buch eines Self-Publishers ausgesprochen gut, schaue ich mir
den Lektor an. Dieser bekommt dann mein Manuskript und macht ein
Probe-Lektorat. An ihm kann ich recht deutlich erkennen, ob ich gerne mit
ihm/ihr arbeiten würde. Ein bisschen Bauchgefühl spielt bei der Wahl des
Lektors ebenfalls eine Rolle.
Ich für meinen Teil bevorzuge weibliche Lektoren, einfach
deshalb, weil ich für Frauen schreibe.
Wie du siehst, liegt mir Lektorat besonders am Herzen. Warum?
Der Markt wird momentan überschwemmt mit zusammengeschusterten Büchern von
Self-Publishern, die so schlecht sind, dass viele Leser sich weigern überhaupt
noch das Buch eines SPlers in die Hand zu nehmen. Das schadet der ganzen
Self-Publisher Branche. Man sollte, auch wenn ein paar vermeintlich leicht
verdiente Euros winken, penibel und perfektionistisch sein und die eigenen
Bücher bestmöglich gestalten. Buchsatz und Grammatik müssen stimmen, das Cover
sollte von einem Profi ansprechend gestaltet sein, denn es vermittelt den
ersten Eindruck. Ein selbst fotografiertes Foto mit einem Titel reicht in den
wenigsten Fällen und wirkt kaum Verkaufs fördernd.
Denke daran, dass der Leser zu Gast in deinem Buch ist, und
bemühe dich, ihm seinen Aufenthalt mit einer angenehmen Darstellung, sanft
getöntem Papier und unterhaltsamen Geschichten so komfortabel wie möglich zu
machen. Ein so behandelter Gast kommt gerne wieder. Sei ein guter Gastgeber!
Was du jetzt von mir gehört hast, lässt dich vielleicht
abwinken und deine Absicht ein Buch zu schreiben neu überdenken.
Nein, Bücher schreiben ist kein Zuckerschlecken. Es kostet
Zeit und Geld, verursacht eine steife Wirbelsäule, aber es macht verdammt viel Spaß. Und wenn man dann ein so hart
erarbeitetes Buch in Händen hält und die begeisterten Kommentare der Leser
liest, ist das der Lohn für die ganze Müh und Plag, völlig unabhängig davon ob
das Buch ein Bestseller geworden ist oder nicht.
Denn daran kann man ja weiter arbeiten. Stimmt’s? :)
Eure Pat McCraw
Bücher,
die mir geholfen haben:
Manfred Plinke: Miniverlag Verlagsgründung,
Selbstverlag, Kleinverlag, Verlagsmarketing
Heinz W. Pahlke: Buchsatz für Autoren
Susanne Strecker: Schreibstil-Ratgeber für
Autoren