Alltagstaugliche Tipps und Bücher, Bücher, Bücher

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Donnerstag, 29. Dezember 2016

Neuerscheinung Gay Romance: DER PASTOR von Pat McCraw


Neuerscheinung für Gay Romance Fans:
Der Pastor von Pat McCraw


Leseprobe:
... Am Sonntag war Thomas gerade dabei die Altar-Kerzen nach der Messe auszupusten, als er die Kirchentür hörte. 
Da kamen zwei Nachzügler, die er im Schatten der Empore zunächst nicht richtig sehen konnte.
Er blinzelte und sein Herz tat einen dumpfen Schlag, als er das Paar erkannte. Sven betrat in Begleitung einer jungen Frau die Kirche.
»Die Messe ist vorbei. Ihr kommt zu spät«, sagte Thomas und konnte sich etwas Ironie nicht verkneifen. Er ging den beiden bis zur Mitte des Kirchenschiffs entgegen.
Sven errötete. »Ähm, wir wollten zu dir.«
Das Mädchen mit dem halbseitig rasierten Kopf und den kunterbunten, langen Haarsträhnen auf der anderen Seite, kaute einen Kaugummi und sah ihn kalt an.
»Hallo«, grüßte Thomas freundlich. »Und wer bist du?«
»Das ist Susan«, erwiderte Sven, grinste frech und legte den Arm um ihre schmalen Schultern.
»Hi.« Susan ließ sich herab, zu antworten. »Schmeißen Sie hier den Laden?« Sie sah sich um. Offensichtlich hatte sie noch nie ein Gotteshaus von innen gesehen.
»Ja, wenn du es so ausdrücken willst.« Thomas riss sich am Riemen und passte sich sofort an. »Der Laden nennt sich Kirche.«
Das brachte selbst das Mädchen zum Grinsen.
»Es ist so ...« Sven ließ sich nicht beirren. »Die haben alle keinen Bock zu spielen, zumal nur zwei von meinen Kumpels Laptops haben, die dafür stark genug wären. Und auf Skat und so hat auch niemand Bock.«
»Kinderkram«, ergänzte Susan. Sie begutachtete seinen Talar und das Beffchen. »Was ist denn das für ein komischer Aufzug?«
Thomas musterte sie prüfend. Da war pure Dummheit in ihren grauen Augen. Sie waren stumpf und besaßen keine Tiefe. Er betrachtete Svens Hand auf ihrer Schulter.
»Pfarrer tragen solche Sachen während der Messe, Susan«, belehrte Sven sie. »Und jetzt sei mal still. Ich habe hier etwas zu klären.«
Susan zog als Antwort die Mundwinkel nach unten, kaute aber dann mit offenem Mund weiter an ihrem Kaugummi.
»Ja, gut«, nahm Thomas das Gespräch wieder auf. Wieso war ihm eigentlich gerade die Lust an der ganzen Sache vergangen? ...

Zeitgenössisches Buch über die Probleme 
eines jungen Mannes mit seinem Outing

Link zum Buch


Freitag, 16. Dezember 2016

Calzifer oder Der Geist im Ofen - Kurzgeschichte


Image by Draakh

Calzifer oder Der Geist im Ofen

- Kurzgeschichte -


Manche sagen, dass jedem Ding ein Geist innewohnt. Glaubst du das auch?
Man hört und sieht diese Wesen jedoch nur, wenn man die feinen Fühler ausfährt und einen Sinn für ihre Emotionen entwickelt. Liebevolle Pflanzenbesitzer werden das bestätigen.
   Obwohl aus Eisen, trutzig und unbeweglich, leben Geister auch in Öfen. Und gelegentlich hört man deren Stimme.
   So geschehen mit dem Geist Calzifer, der im Herz meines Hauses, einem dicken, eisernen Allesbrenner aus der Tschechischen Republik wohnt.
Calzifer futtert alles, ist normalerweise ein ruhiges und zufriedenes Wesen, das im Winter durch den Kamin tobt und im Sommer friedlich schläft. Wir kommen gut miteinander aus. Er sorgt dafür, dass sich die Adern meiner Wohnung erwärmen, und sich nicht nur die Bewohner, sondern auch die dicken Wände des Hauses wohlfühlen.
   Gestern jedoch war Calzifer verschnupft. Er war ungenießbar, qualmte aus allen Öffnungen und gab mir so zu verstehen, dass er krank war oder zumindest etwas mit ihm nicht stimmte.
»Gut, Calzifer«, sagte ich. »Du weißt, ich bin auf dich angewiesen und ich will weiterhin dein Freund sein. Deinen Kamin hat der Schonsteinfeger letztens geputzt. Also kann es das schon mal nicht sein.«
Da Calzifer ein ausgesprochen rußiger Geselle ist, bereitete ich mich auf meine Hilfeaktion vor. Alte Hose, feste Schuhe, Gasmaske, lange Gummihandschuhe.
Mit einem Ruck zog ich sein Rohr aus dem Kamin. Oh je, völlig verdreckt. Ich schob draußen die dicke Rundbürste hinein, zog sie heraus und die harten Teerbrocken flogen meterweit in die Gegend. Gut, das war getan.
   Es gehört zu einer Reinigung, Calzifer in den Allerwertesten zu fassen. Keine schöne Arbeit, das gebe ich zu. Aber Luftklappe und Züge müssen nicht nur von innen, sondern auch von der anderen Seite mit Drahtbürsten gereinigt werden.
»Perfekt«, sagte ich, setzte das Rohr an seinen Popo und steckte die Gegenseite in den Kamin. »Jetzt mache ich noch deinen Rost frei, dann kriegst du wieder Luft und wir sind wieder Freunde.«
   Gesagt getan.
   Danach zündete ich hoffnungsfroh ein Feuer an.
Pfui Teufel. Der Rauch kam zurück, er hüllte mich ein, drang durch sämtliche Ritzen des Hauses. Calzifer hustete und war weiterhin ungenießbar.
Schnell rannte ich und riss alle Fenster auf, stand ratlos vor ihm.
»Was willst du denn noch? Du bist doch sauber!«
   Grübelnd ging ich ins Haus, ließ ihn vor sich hin müffeln und überlegte. Ein Ofen hat ein ganz einfaches System: Unten Feuer, Rauch durch Kamin und fertig. War es das nebelige Wetter, das den Qualm zurückdrückte?

   Ich schlief schlecht in der folgenden Nacht. Calzifer und ich sind ein Team. Ich besuche ihn alle zweieinhalb Stunden und füttere ihn, wie ein kleines Kind, was er ja wahrlich nicht ist.
Am nächsten Tag spuckte ich noch mal in die Hände.
Was störte unsere Freundschaft?
Beherzt klettere ich aufs Dach zu seiner Reinigungsklappe. Steckte die Ofenbürste an dem langen, beschichteten Stahlseil hinein. Hoppla. Es rieselte, als ich sie den Kamin empor schob. Das war schon mal gut. Nach unten ging das Werkzeug nur einen Meter in das Stahlrohr. Dann kam eine Blockade. Ich nahm alle Kraft und drückte. Nichts. Kein Durchkommen.
Was war das? Hatte ich einen toten Vogel im Kamin? Da die Bürste auf der anderen Seite eine Kugel hat, drehte ich sie um und stieß sie mit Gewalt hinein. Etwas innen brach. Es konnte nur ein dicker Ruß-Klumpen gewesen sein.
Grummelnd stieg ich vom Dach. »Scheiß-Schornsteinfeger. Zu faul auch nach unten zu putzen. Kommt, verlangt eine Menge Geld und arbeitet miserabel.«
Ich stapfte zu Calzifer und sah ihn an.
»Ich denke mal, jetzt bekommst du wieder Luft. Lass es mal testen.«
Ich machte ein Feuer an.
Natürlich, Calzifer ist nur ein Ofen. Aber was danach kam, überraschte mich doch.
Ich hörte seine Stimme.
Sie pfiff. Laut und laaange. »Huuuui, danke!«
Ich lauschte gespannt. Ein Geräusch, wie nicht von dieser Welt. Die Stimme eines fremden Wesens. Dem langen Pfeifen folgte ein wohliges Brummen, dann war er still.
Ich sah in die Brennkammer. Alles war wie immer. Gleichmäßige, wunderschöne Flammen, ein kleiner Luftzug, der den Rauch wegnahm und durch den Kamin in den Himmel trug. Und ich sah einen zufriedenen Calzifer in seiner eisernen Wohnung, der mich glücklich Holz kauend angrinste.

©Pat McCraw 2016