Alltagstaugliche Tipps und Bücher, Bücher, Bücher

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Sonntag, 25. Januar 2015

Sind Bücher legale Drogen? Ein Blick in die Buchmarkt-Straße.

Letztens kam ich auf die Idee, statt eines Buchcovers mit dazu gehörendem Link ein Foto von einem Stapel neuer Bücher zu posten. Der attraktive Sammelband »Duocarns - Die fantastischen Sternenkrieger« war aus den USA hier eingetroffen.
Dieses Bild postete ich in einer der größten Bücher-Gruppen von Facebook und erhielt sofort begeisterte Reaktionen und Nachrichten, ob man denn so einen Band auch signiert bekommen könne. Es waren Leserinnen darunter, die es kaum erwarten konnten, das Werk zu erwerben.
Das hat mich zum Nachdenken gebracht.

Leser sind Süchtige, und ich bin zu einem Dealer geworden, der diese Sucht befriedigen will. Das hört sich im ersten Moment negativ an, aber es handelt sich ja hier um legale »Drogen«, jedoch nichtsdestotrotz um ein bizarres Geschäft.

Womit deale ich denn da? Mit Geschichten, die meiner Fantasie entsprungen sind. Und je geschickter ich diese Storys gestalte, um so suchtauslösender wirken sie auf andere.

Ich erinnere mich, bei der Black Dagger Serie in ein regelrechtes Fieber geraten zu sein. Ich konnte es kaum erwarten, die Folgebände zu verschlingen, habe die Büchersendungen mit fliegenden Händen aufgemacht und mir die Zeit zum Lesen gnadenlos freigeschaufelt.

Nun habe ich meine eigene Buchserie und versetze andere ebenfalls in diesen irrwitzigen Zustand. Manchmal schlägt mein schlechtes Gewissen, denn packe ich nicht absichtlich Cliffhanger und Leseproben vom Folgeband in fast jedes Buch, um die Gier nach der Geschichte weiter anzuheizen?

Ja, ich bin ein Dealer geworden. Zu meiner Entschuldigung kann ich nur sagen, dass ich die Menschen wenigstens nicht gesundheitlich schädige. Nein, im Gegenteil, ich erfreue sie mit Welten und begeistere sie mit Helden, denen sie ohne mich niemals begegnet wären.



Heutzutage ist der Weg  mit Geschichten zu handeln, jedem offen, der einen Stift halten oder eine Tastatur bedienen kann. Manchmal stelle ich mir den Buchmarkt wie eine Straße in einer gigantischen Stadt vor. Da gibt es Häuser mit glänzenden Fassaden, in denen Menschen nichts anderes tun als Bücher zu produzieren, wobei es dort auf den Marktwert und weniger auf den Inhalt einer Geschichte ankommt. Das sind Groß-Dealer. Aus ihren Toren rollen hochwertige Wagen mit prangenden Logos und bedienen die Menge.
Dann sind da die Wohnungen mit den fleißig tippenden Menschen, die ihre Geistesergüsse an die Großdealer verschachern, damit sie nichts anderes tun brauchen, als ihre Gedanken zu Papier zu bringen. Ich sehe in meinem geistigen Auge die bunten Glaslampen in ihren Fenstern, die hochwertige Einrichtung, die Sicherheit verspricht.

Schauen wir weiter die Straße entlang, bemerken wir, wie die Häuser bescheidener werden. Dort schreiben auch Menschen. Gelegentlich öffnen sie die Haustür und schieben ein Buch hinaus. Über ihren Türen stehen Namen von bekannten Self-Publishern. Die Menge wartet bereits, dass sich die Tür auftut und sie ein Stück Droge erhaschen können. Die Dealer lächeln und kennen viele der Süchtigen mit Namen.

Lasst uns weiter gehen. Nun sind die Gebäude aus vom Ruß des Straßenverkehrs schwarz angehauchten Ziegelsteinen. Kleine Straßen kreuzen. Gelegentlich treten aus den Haustüren oder verwinkelten Gassen Dealer mit Büchern. »Willst du nicht meinen Liebesroman kaufen?«, fragen sie die Passanten. »Ich verspreche dir, dass er dich begeistern wird.«
Die Süchtigen schleppen in dieser Gegend riesige Stapel ihrer Lieblingsdroge mit sich. Man hat sie bei den Großhändlern und Namhaften bereits bestens versorgt. Sie lassen sich vielleicht  erweichen, noch ein besonders schönes Stück mitzunehmen, denn sie wissen, dass sie auf dem Nachhauseweg bald die Slums erreichen und es dort unangenehm wird, Drogen zu erwerben.

»Psst!« Dicht gedrängt stehen die Anbieter, drängeln, sodass der Süchtige kaum verstehen kann, was sie verkaufen wollen. Man zeigt ihm schlechte Ware, zusammengebraut und kaum genießbar. »Kauf das! Und wage dich, das Angebot des nächsten Dealers auch nur zu betrachten!« Dabei schubst er seinem Nebenmann die Ellenbogen in die Rippen und versucht, ihn in einen Hausflur zu drängen.
Der schwer beladene Süchtige sucht das Weite. Wer mag es ihm verübeln?

Und ich? Ich sehe ihm nachdenklich hinterher. Ich bin die ganze Zeit hinter ihm gelaufen, in meiner Tasche ebenfalls ein Stückchen seiner Lieblings-Droge. Ich setze mich auf den Randstein und überlege, was diese Straße mir sagen will.


Pat McCraw 2015

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Pat, Deine Straße ist wahrlich gut. Sehr gern bin ich ihr nachgegangen.